Die Bezeichnung Howto ist eine Zusammenschreibung von how to, was Sie mit "so mache ich..." übersetzen können. Das Linux German Howto beschreibt also wie man deutschsprachige Eigenheiten unter Linux aktiviert. Gesprochen wird es als Dschörman Hautu. Im Folgenden schreibe ich lieber vom Deutschen Sowirdsgemacht für Linux. Schon bin ich Punk.
Was sind denn nun deutsche Eigenheiten? Ledertrachten, Weisswürste, Bier und gebügelte Unterwäsche, so wie es jedem ausländischen Besucher im Bierzelt auf der CeBIT vorgemacht wird? Hm, das wären wohl eher Anpassungen, die man an sich selbst vornimmt. Aber keine Furcht, Linux lässt sich auch, dem amerikanischen Einfluss sei dank, ganz leger in Jeans beim Pizzaessen und einem Schluck Afri-Cola bedienen (für Imis: Afri-Cola wird in Köln gebraut). Auf das Thema gebügelte Unterwäsche kann ich an dieser Stelle, dem amerikanischen Einfluss sei ebenfalls gedankt, nicht weiter eingehen. Denn obwohl es hier schon spät ist, sind dort die Kinder ja noch wach. Sagt zumindest der Sowirdsgemacht-Projektleiter. Aber genug gescherzt, sonst entfernen wir uns zu weit vom Vorurteil der unfreundlichen Deutschen.
Linux wird von einer weltweiten Gemeinde von Hackern im Internet entwickelt, deren kleinster gemeinsamer Nenner für die Verständigung Englisch ist. Dagegen müssen Anwender üblicherweise in ihrer Muttersprache und mit nationalen Eigenheiten arbeiten: zum Beispiel Zeichen, Zeitzonen oder Zahlenformaten. Erfreulicherweise hat Linux eine so weite Verbreitung erfahren, dass die nationalen Märkte längst Ziele für die Linux-Distributionen geworden sind. D.h. die regionalen Anpassungen der Anwendungen und des Systems stecken in Linux weitgehend drin. In diesem Zusammenhang möchte man das KDE-Projekt erwähnen, welches auf dem Gebiet der Internationalisierung hinsichtlich Anzahl der Sprachen und Vollständigkeit der Anpassungen hohe Maßstäbe gesetzt hat. Dieser Entwicklung trägt auch das Deutsche Sowirdsgemacht Rechnung, indem der Schwerpunkt ab sofort mehr auf der Beschreibung von Grundlagen liegt.
© Winfried Trümper <[email protected]> 1994-2001. Alle Rechte vorbehalten.
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Text, Abbildungen und Programme in diesem Dokument wurden mit grosser Sorgfalt erarbeitet. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschliessen. Angesichts der Komplexität und der Schnelllebigkeit heutiger Computer-Systeme kann der Autor weder die Richtigkeit noch die Anwendbarkeit der gelieferten Informationen garantieren. Kurz: Benutzung auf eigene Gefahr.
Linux Sowirdsgemacht-Beschreibungen füllen die Lücke zwischen Büchern und kurzen Liesmich-Dateien. Sie haben den Anspruch, einen Sachverhalt ausführlich zu erklären. Eigens zu diesen Zweck wurde vom Linux-Dokumentations-Projekt (LDP) eine umfangreiche Infrastruktur aus Autoren, Schreibwerkzeugen und Distributions-Kanälen geschaffen. Das vorliegende Sowirdsgemacht ist offizieller Teil des (LDP) und somit wie alle anderen Dokumente des LPD erhältlich. Entweder auf dessen Webseiten oder im Verzeichnis /usr/share/doc/howto/ auf der eigenen Festplatte. Daneben sind gedruckte gedruckten Zusammenstellungen verschiedener Verlage über die Buchhandlungen erhältlich.
Die neueste Version des Deutschen Sowirdsgemacht ist ausserdem über meine hauseigene Seite erhältlich.
Korrekturen und Verbesserungsvorschläge können per E-Mail an mich geschickt werden: [email protected]. Angebote für mehr Schleichwerbung in der Einleitungen nehme ich dort ebenfalls entgegen.
In vielen Städten haben sich Linux-Anwender zu sogenannten Linux User Groups (LUGs) zusammengetan. Diese Benutzergruppen sind offen für jeden und halten regelmäßige Sitzungen ab. Sie sind der ideale Treffpunkt für all diejenigen, die sich nicht nur im "Cyberspace" mit anderen Linuxern austauschen wollen. Eine übersicht befindet sich beispielsweise auf den deutschen Linux-Portalseiten.
Hm, ich habe bisher nur die KDE-Frauen gefunden. Gibt es noch mehr?
Neben den lokalen LUGs gibt es auch noch die folgenden Vereine:
Der Linux-Verband richtet sich in erster Linie an Firmen-Mitglieder. Die Aktivitäten sind beachtlich und konzentrieren sich im Moment auf die Aufklärung über die Schädlichkeit von Software-Patenten.
Die German Unix User Group zielt nach Jahren der Neuorientierung derzeit wieder auf Unix-Systemadministratoren.
Derzeit gibt es drei grosse überregionale Veranstaltungen zu Linux in Deutschland: den LinuxTag, den Linux-Kongress und die LinuxWorld Expo. Darüber hinaus gibt es zahlreiche lokale Veranstaltungen, die in den Kalendern der Portal-Seiten zu finden sind.
Erste Anlaufstelle für deutschsprachige Anwender ist die "Newsgroup" de.comp.os.unix.linux.infos. Dort sind weitergehende Informationen zu Linux und über die Benutzung der zugehörigen "Newsgroups" zusammengetragen. Eine gute Idee ist die Benutzung der web-basierten Archive, in denen man zu Stichworten eine Menge Antworten findet: Google-Suche: de.comp.os.linux.* oder Oft gestellte Fragen der Deutschen Linux-Diskussionsgruppen.
Der IRC-Kanal #LinuxGER bietet eine Hotline zu Linux in deutscher Sprache. Über dessen hauseigene Web-Seite kann man mehr über die Welt des IRC lernen.
Hier ist eine kleine Auswahl von Seiten, die schon länger existieren und auch regelmässig gepflegt werden:
Das Deutsche Linux Howto Projekt (DLHP) Projekt beschäftigt sich mit der übersetzung der originalen englischsprachigen Linux Sowirdsgemacht ins Deutsche. Auf den Webseiten des Projekts kann man eine Liste aller übersetzten Sowirdsgemacht und nähere Informationen zum Projekt abrufen.
Rechner sind Geräte, die auf der Grundlage von digitalen Zahlen arbeiten. Menschen sind Wesen, die mit Zahlen und auch mit Namen arbeiten. Setzt man einen Menschen vor einen Rechner und verkauft dem Menschen den Rechner als Universalgerät, dann muss der Rechner neben den Zahlen auch mit Namen umgehen können. Dies wird mit einem Kunstgriff erreicht: Das Alfabet wird durchnummeriert, d.h. Buchstaben werden Zahlen zugeordnet, mit denen der Rechner wiederum umgehen kann. Beispiel: Der Buchstabe A hat die Nummer 65. Zeichentabelle oder Zeichensatz wird diese Zuordnung genannt. Sie listet neben den Buchstaben auch noch Symbole und Sonderzeichen auf. Der Zeichensatz ist eine rein logische Definition; erst die Schriftart bestimmt die Darstellung des Zeichensatzes auf dem Bildschirm.
Damit Dokumente zwischen Computern austauschbar sind, muss der verwendete Zeichensatz standardisiert sein. Ein früher Standard war US-ASCII, eine sehr kleine, aus 127 Zeichen bestehende Zuordnung, bei der jedes Zeichen genau 7 Bits Speicherplatz belegte. Ein Bit mehr pro Zeichen benötigt der Zeichensatz ISO-8859-1, mit dem sich die meisten mitteleuropäischen Sprachen darstellen lassen. Allerdings legen beide Zeichensätze das lateinische Alfabet zugrunde, sind also für Anwender ausserhalb von Europa oder Amerika nur begrenzt nützlich. So entstanden in den verschiedenen Regionen der Welt Zeichensätze, die wegen unterschiedlicher Zeichen mit derselben Nummer nicht miteinander verträglich sind.
Tabelle 1: Ausschnit des Zeichensatzes ISO-8859-1
" quotedbl ' apostrophe ` grave ~ asciitilde
^ asciicircum _ underscore ! exclam ? question
# numbersign $ dollar % percent & ampersand
| bar @ at + plus - minus
* asterisk / slash \ backslash . period
, comma : colon ; semicolon < less
= equal > greater ( parenleft ) parenright
[ bracketleft ] bracketright { braceleft } braceright
� exclamdown � cent � sterling � currency
� yen � brokenbar � section " diaeresis
� copyright � ordfeminine < guillemotleft
� notsign � hyphen � registered
� macron � degree � plusminus � twosuperior
� threesuperior � acute µ mu
� paragraph � periodcentered � cedilla
� onesuperior � masculine > guillemotright
� onequarter � onehalf � threequarters
� questiondown À Agrave Á Aacute  Acircumflex
à Atilde ä Adiaeresis � Aring Æ AE
Ç Ccedilla È Egrave É Eacute Ê Ecircumflex
Ë Ediaeresis Ì Igrave Í Iacute Î Icircumflex
Ï Idiaeresis Ð ETH Ñ Ntilde Ò Ograve
Ó Oacute Ô Ocircumflex Õ Otilde ö Odiaeresis
� multiply Ø Ooblique Ù Ugrave Ú Uacute
Û Ucircumflex ü Udiaeresis Ý Yacute Þ THORN
ß ssharp à agrave á aacute â acircumflex
ã atilde ä adiaeresis å aring æ ae
ç ccedilla è egrave é eacute ê ecircumflex
ë ediaeresis ì igrave í iacute î icircumflex
ï idiaeresis ð eth ñ ntild ò ograve
ó oacute ô ocircumflex õ otilde ö odiaeresis
� division ø oslash ù ugrave ú uacute
û ucircumflex ü udiaeresis ý yacute þ thorn
ÿ ydiaeresis
Die derzeitige Lösung ist der internationale Unicode-Zeichensatz (identisch zu ISO-10646). Unicode steht für unique code und bezeichnet eindeutige Nummern von derzeit über 90.000 definierten Zeichen in einer einzigen Zuordnungstabelle. Der Prozess der Standardisierung ist weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Schätzungen gehen davon aus, dass niemals mehr als ca. 2.1 Millionen (21 Bit) Zeichen definiert sein werden. Um eine ausreichende Reserve vorzuhalten, wurden die Unicode-Tabelle mit 32 Bit pro Zeichen ausgelegt, was zur Nummerierung von mehr als 4 Millarden Zeichen ausreicht. Unicode bricht also mit einer geläufigen Annahme: 8 Bit (ein Byte) pro Zeichen. Die vier Byte scheinen grosszügig dimensioniert und werfen Fragen des Speicherverbrauchs auf: Mit unserem mitteleuropäischen Zeichensatz ISO-8859-1 belegt jedes Zeichen acht Bit auf den Speichermedien (RAM, CD-ROM, Festplatte). Ohne spezielle Massnahmen belegen in Unicode dieselbem Zeichen 32 Bit, d.h. alle Speichermedien müssten für die Verwendung von Unicode vier mal so gross ausgelegt werden. Das erschien nicht durchführbar, weshalb zur effektiveren Speicherung verschiedene Unicode Bit Transformationen (UTF) eingeführt wurden: UTF-8, UTF-16 und UTF-32. Letztere Transformation ändert nichts, spart deswegen auch nichts und belegt somit in verschwenderischer Manier für jedes Zeichen konstant 32 Bit im Speicher. Erstere Transformationen (UTF-8) belegt zwischen acht und 48 Bits, je nach Standort des Zeichens in der Tabelle. Oft benötigte Zeichen (US-ASCII) stehen vorne in der Tabelle und belegen nur acht Bits, die deutschen Umlaute stehen mehr zur Mitte hin und belegen 16 Bits. Ein kleiner Nachteil von UTF-8 ist die rechenzeitintensive Transformation der Daten. Die Transformation UTF-16 liegt irgendwo zwischen dem Speicherplatzverbrauch von UTF-32 und dem Rechenzeitverbrauch von UTF-8.
Weitere Informationen zu Unicode sind direkt beim Unicode-Consortium und in der UTF-8 and Unicode FAQ for Unix/Linux (engl.) zu finden.
Das ISO Währungs-Kürzel für den Euro ist EUR, wie man es von den Überweisungs-Formularen der Banken schon kennt. Die Schreibweise EUR 10,23 für 10 Euro und 23 Cent ist gleichberechtigt mit der Verwendung des speziellen Währungs-Symbols � (E mit zusätzlichem Mittelstrich). Falls das Euro-Symbol eher wie ein mechanischer Wecker aussieht, dann verwenden Sie noch die alten Schriftarten. In diesem Fall sollten Sie Ihre Linux-Distribution aktualisieren, denn ein Austausch aller denkbaren Schriftarten geht weit über die Möglichkeiten dieses Sowirdsgemacht hinaus. (Schriftarten waren schon immer ein Problem unter Linux, was das Euro-Symbol nur bestätigt.) Ob sich eine Aktualisierung angesichts des robusteren ISO-Kürzels EUR überhaupt lohnt, müssen Sie selbst entscheiden.
Definiert wird das Euro-Symbol vom Zeichensatz ISO-8859-15. Es liegt in der Tabelle bei den anderen Währungs-Symbolen zwischen Pfund und Yen. Über die Tastatur können Sie es wie aufgedruckt mit AltGr-E eingeben. Die Tastenkombination AltGr-C gibt das bekannte Cent-Symbol.
Alle dem Autor bekannten Distributionen stellen die deutsche Tastaturbelegung selbstständig bei der Installation ein. Ist man mit dem Resultat nicht zufrieden, so lassen sich mit den Kommandozeilen-Werkzeugen loadkeys (Text-Konsolen) und xmodmap (X11) andere Belegungen einstellen. Eine genauere Beschreibung der Werkzeuge geht über den Anspruch dieses Dokuments hinaus.
Bei dieser Gelegenheit soll ein wenig Licht in die Konzepte der Tastaturbelegung gebracht werden, um unter Unix/Linux in Zukunft weniger Probleme mit den Tastenbelegungen zu haben. Die Betätigung einer Taste sendet eine Kennzahl. Andere Tastaturen geben andere Kennzahlen. Ähnlich zu den weiter oben beschriebenen Zeichensätzen, kommen auch bei der Tastatur Zuordnungstabellen zum Einsatz, die den Kennzahlen Symbole zuordnen. Die Zuordnungstabellen heissen Tastaturbelegungen. Eine Tastaturbelegung definiert unter Umständen nicht direkt die auszugebenden Zeichen, sondern machen einen Zwischenschritt über symbolische Namen. Beispiel: Unter X11 sendet eine Taste die Kennzahl 22. Die Tastaturbelegung definiert für diese Kennzahl (Terminus "keycode") das Symbol BackSpace, womit die Taste zum Löschen des linken Zeichens auf der PC-Tastatur gemeint ist. X11-Anwendungen reagieren direkt auf dieses Tasten-Symbol. Für Anwendungen, die in einem Textdialog-Fenster (xterm, ssh) ablaufen, wird das Symbol widerum in eine Steuersequenz übersetzt, z.B. Steuerung-? oder Escape-[3 .
Gebräuchliche Tastaturen verfügen über ca. 110 Tasten. Um damit den kompletten Zeichensatz ISO-8859-1 eingeben zu können, müsste man die Tasten mit bis zu vier Zeichen belegen. Benötigt man nur selten den Zugriff auf den kompletten Zeichensatz, dann ist die Vierfach-Belegung ein zu hoher Lernaufwand. In diesem Fall bietet sich die Kompositions-Taste an. Diese Taste verursacht selbst keine Ausgabe auf dem Bildschirm, sondern komponiert die beiden nachfolgend eingegebenen Zeichen zu einem. Mit anderen Worten: Die Zeichen werden übereinander gedruckt. Beispiel: Die Tastenfolge <Compose> <~> <a> ergibt ein ã. Unter Linux ist meist eine der Tasten rechts von der Leertaste mit der Kompositions-Funktion belegt. (Hinweis für Xmodmap-Bastler: Das XFree-Tasten-Symbol der Kompositions-Taste ist Multi_key.)
Bestimmte Tasten können als ständig komponierend konfiguriert werden. Die Betätigung solcher Tasten führt zunächst zu keiner Ausgabe auf dem Bildschirm, sondern das betreffende Symbol wird über das nächste Zeichen gedruckt, das eingetippt wird.
Die Funktion wird im Englischen manchmal mit "dead keys" bezeichnet, was eine Fehlbezeichnung ist, denn tote Tasten verursachen überhaupt keine Funktion.
Beim Starten des Computers wird der Linux-Kernel von einem sogenannten Boot-Loader in den Arbeitspeicher geladen. Über den Boot-Loader kann man dem Kernel Parameter übergeben - vorausgesetzt, man kennt die amerikanische Tastenbelegung. Die folgenden Abschnitte beschreiben die Möglichkeiten zur Konfiguration der Tastenbelegung für die Boot-Loader von Linux.
Seit der Version 2.0 hat die ehrenwerte Dame die Fähigkeit zur Verwendung alternativer Tastenbelegungen. Dem Source-Code liegt das Perl-Skript keytab-lilo.pl bei, mit der man eine der Tastaturbelegungen für die Textkonsolen in für Lilo geeignetes Format überführt. Beispiel: man möchte die Tastenbelegung de-latin1-nodeadkeys.map schon auf dem Lilo-Prompt geladen wissen. Dazu ist folgender Befehl auszuführen:
./keytab-lilo.pl de-latin1-nodeadkeys > /boot/de-latin1-nodeadkeys.ktl
Um dises Belegung zu aktivieren muß man in der Konfigurationsdatei /etc/lilo.conf folgenden Eintrag vornehmen und danach das Kommando lilo ausführen. Die Details können sich allerdings von Distribution zu Distribution unterscheiden, weshalb man bitte die mitgelieferten Handbücher konsultiere.
keytable = /boot/de-latin1-nodeadkeys.klt
Die Erde ist in Zeitzonen eingeteilt, innerhalb derer die Tageszeit von der natürlichen Zeit (höchster Sonnenstand = Mittag) abweichen kann. Die Tageszeit der Zeitzone kann sogar springen, wie beispielsweise bei der Umstellung zwischen Sommer und Winterzeit. Bei den Zeitzonen handelt es sich also um politische Festlegungen. Für kleine Länder kann man die Zeitzone über die Hauptstadt auswählen, also Europe/Berlin, Europe/Vienna oder Europe/Zurich. Hinter diesem Alias-Namen verbirgt sich die tatsächliche Zeitzone, nämlich in unserem Fall die Mitteleuropäische Zeit (Central European Time, CET) bzw. die Mitteleuropäische Sommerzeit (Central European Summer Time, CEST).
Das früher gebräuchliche MET sollte unter keinen Umständen weiterverwendet werden. Von Markus Kuhn stammt folgende Information zu diesem Thema: Die Datei MET existiert nur zwecks Rückwärtskompatibilität. Die Autoren der Zeitzonentabellen (Olson/Eggert/et al.) wollen eigentlich, daß deutsche Anwender statt MET die Datei Europe/Berlin verwenden. Dann stimmen sogar die historischen Sommerzeiten vor 1945, die Linux auch alle kennt. Außerdem wird dann in der neuesten Version der Zeitzonentabelle "Mitteleuropäische Zeit (MEZ)" endlich korrekt ins Englische mit "Central European Time (CET)" übersetzt, denn "MET" ist ein übersetzungsfehler (siehe z.B. Langenscheid Englisch). Ich habe deswegen sogar beim Physikalisch-Technischen Bundesamt nachgefragt, die für die deutsche Zeit verantwortlich sind.
Der gemeinsame Bezugspunkt für alle Zeitzonen ist die Universalzeit (Universal Time, UTC), früher auch Greenwich Mean Time (GMT) genannt. Unter Linux lässt man die CMOS-Uhr auf der Hauptplatine üblicherweise mit UTC laufen. Der Linux-Kernel übernimmt den Wert der CMOS-Uhr beim Systemstart und errechnet daraus die Sekunden seit dem 1. Januar 1970, 0 Uhr (Unix Epoch Time). Intern arbeitet der Linux-Kernel nur mit dieser Sekunden-Zahl, die üblicherweise auch in UTC läuft. Soll dem Anwender ein Datum oder eine Zeit angezeigt werden, dann wird aus der Systemzeit unter Berücksichtigung der Zeitzone und der Lokalisierung (siehe oben) eine Zeichenfolge konstruiert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es unter Linux 3 Zeiten gibt: Die der auf dem Motherboard installierten CMOS-Uhr, die Systemzeit des Linux-Kernels und die dem Anwender von verschiedenen Uhren angezeigte Zeit. Die Kommandozeilen-Werkzeuge hwclock ("hardware clock") und date übersetzen zwischen diesen Uhrzeiten. Folgende Strichzeichnung verbildlicht die Zusammenhänge:
hwclock -u -w date -u -s
CMOS-Uhr <-------------- Linux <--------------
(UTC) Systemzeit Anwender-Uhr
--------------> (Epoch) -------------->
hwclock -u -s date, xclock
Zwar liest der Kernel schon beim Booten die CMOS-Uhr aus und interpretiert sie als UTC. Aber um systematische Fehler der CMOS-Uhr zu korrigieren, wird die Uhrzeit von einem der Systemstart-Skripte im Verzeichnis /etc/init.d/ ein weiteres Mal gelesen. Übernimmt man die Linux-Systemzeit mit dem Kommando netdate von einem Zeit-Server, dann muss man die CMOS-Uhr mit dem Kommando hwclock nachziehen.
Die systemweit gewählte Zeitzone kann mit der Umgebungsvariable TZ individuell überschrieben werden. Beispiele:
export TZ=Asia/Hong_Kong; xclock &
export TZ=UTC; xclock &
Internationalisierung und Lokalisierung sind auch im Englischen lange Wörter, weshalb sie mit i18n und i10n abgekürzt werden. Die Zahlen geben an, wieviele Buchstaben in der englischen Schreibweise ausgelassen wurden.
Mit i18n wird die Veränderung eines Programms zur Unterstützung mehrerer Sprachen bezeichnet. Bei diesem Prozess wird normalerweise der angezeigte Text (Menüs, Meldungen, usw.) vom Programmcode getrennt. Auf diese Weise können sich mehrere Übersetzungen denselben sprachenunabhängigen Programmcodes teilen. Ins Deutsche übersetzte Programmeldungen können über die Umgebungsvariable LANG ausgewählt bzw. aktiviert werden. Beispiel:
#LANG=de_AT # in österreich
#LANG=de_CH # in der deutschsprachigen Schweiz
LANG=de_DE # in Deutschland
export LANG
Das Resultat ist nicht immer zufriedenstellend. Beispielsweise sind nicht alle Bibliotheken internationalisiert, so dass sich die Ausgabe-Texte mit Englisch mischen. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren lässt sich an folgendem Beispiel ablesen:
# im Jahre 1997:
tar: Kann Archiv 'foo.tgz' nicht öffnen: Permission denied
# im Jahre 2001:
tar: foo.tgz: Cannot open: Keine Berechtigung
i10n bezeichnet die darüber hinaus gehende Feinarbeit der Anpassung an nationalen Besonderheiten, wie Datums- und Zahlenformate oder das kulturelle Umfeld. Eine deutsche Lokalisierung wird mittlerweile automatisch mit der LANG-Umgebungsvariable aktiviert. So macht es am meisten Sinn. Bei älteren Systemen kann mit der Umgebungsvariable LC_ALL die Lokalisierung eingeschaltet werden. Beispiel:
LC_ALL=de
export LC_ALL
Die Einstellungen sollten von allen modernen Linux-Distributionen automatisch vorgenommen werden. Exotischere Lokalisierungen sind zum Beispiel von IBM erhältlich: IBM developer works: universal locales
Sowohl für die Textkonsole als auch für X11 existieren Zeichensätze, die nicht alle Zeichen aus ISO-8859-1 enthalten. Dies gilt erst recht für Unicode. Die fehlenden Zeichen (z.B. Umlaute) werden als Leerzeichen oder gar nicht auf dem Bildschirm dargestellt. In diesem Fall hilft natürlich die nachfolgend beschriebene Konfiguration der Anwendungen nicht weiter, sondern es muß ein anderer (vollständiger) Zeichensatz gewählt werden.
Anwendung Einstellung vorgenommen in/auf
-------------------------------------------------------------------
LaTex \usepackage{a4} im Dokument
gnuplot set encoding iso_8859_1 ~/.gnuplotrc
xfig Fig*inches: false Xresource
xfig -metric Kommandozeilenoption
lynx CHARACTER_SET:iso-8859-1 ~/.lynxrc und /etc/lynx.cfg
nn ~/.nn/init und /etc/nn/setup
set data-bits 8
set charset iso-8859-1
tin ~/.tin/headers
Mime-Version: 1.0
Content-Type: text/plain; charset=iso-8859-1
Content-Transfer-Encoding: 8bit
elm ~/.elm/elmrc und /usr/lib/elm/elm.rc
charset = iso-8859-1
displaycharset = iso-8859-1
textencoding = 8bit
pine character-set=ISO-8859-1 ~/.pinerc und /etc/pine.conf
less LESSCHARSET=latin1 Umgebungsvariable
joe -asis ~/.joerc und /etc/joe/joerc
dosemu ~/.dosrc und /etc/dosemu.conf
keyboard { layout de-latin1 keybint on rawkeyboard on }
X { updatefreq 8 title `DOS in a BOX' icon_name `xdos' keycode }
kermit ~/.mykermrc und /etc/kermit.ini
set terminal bytesize 8
set command bytesize 8
set file bytesize 8
set language german
set file character-set latin1-iso
set transfer character-set latin1-iso
set terminal character-set latin1-iso
In Amerika wird hauptsächlich das Papierformat US-Letter verwendet, welches ein wenig breiter und niedriger ist als das in Europa gebräuchliche DIN A4. Oft muss man Anwendungen ausdrücklich auf DIN A4 einstellen. Beispiele:
Anwendung Einstellung vorgenommen in/auf
-------------------------------------------------------------------
LaTex \usepackage{a4} im Dokument
xdvi XDvi.paper: a4 X-Resource
ghostview Ghostview.pageMedia: A4 X-Resource
ghostscript -sPAPERSIZE=a4 Kommandozeile
dvips Konfigurationsdatei .dvipsrc
@ a4size 210mm 297mm
@+ %%PaperSize: a4
ImageMagick -page A4 Kommandozeile
Die Textformate von DOS/Windows-basierten System, Apple-Computern und UNIX unterscheiden sich in zwei Punkten: Zeichensatz und Zeilenenden. Linux macht am Ende einer Textzeile nur einen Zeilenvorschub, Äpfel machen nur einen Wagenvorlauf und DOS-basierte Systeme machen beides.
Die Programme fromdos
, todos
und frommac
, tomac
wandeln ausschließlich die Zeilenenden um, die Zeichen selbst werden
nicht angepaßt. Gleiches gilt für die Optionen `conv=auto',
bzw. `conv=text' des mount-Kommandos bezogen auf das MS-DOS
Dateisystem.
Will man auch die Zeichensätze von Texten konvertieren, dann hilft das Kommandozeilen-Werkezeug recode weiter. Durch die Definition von Aliasen kann man sich das Leben etwas einfacher machen:
alias unix2dos='recode lat1.ibmpc'
alias dos2unix='recode ibmpc.lat1'
alias unix2mac='recode lat1.mac'
alias mac2unix='recode mac.lat1'
Die folgenden Überlegungen betreffen nur Text-Dateien. Grafiken oder die Ausgabe von Textverarbeitungen werden als Punktmuster zum Drucker geschickt und sind daher nicht betroffen.
Gängige Drucker-Modelle erwarten Texte im DOS-Format. Schickt man eine Textdatei im Unix-Format zum Drucker, dann erhält man einen Treppenstufen-Effekt, weil der Text am Ende der Zeile keinen Wagenrücklauf aufweist. Beispiel: lpr /etc/nsswitch.conf. Entweder konvertiert man Textdateien wie oben beschrieben in das DOS-Format oder man wandelt sie mit Werkzeugen wie atp, mpage, a2ps, ascii2ps, encode oder gencode in das PostScript-Format. Für PostScript installieren die modernen Linux-Distributionen Drucker-Treiber.